Am Ende ihres Berufslebens haben Finanzberater die Wahl:
Verkaufen sie ihren Bestand für einen Einmalbetrag? Oder wählen sie eine Maklerrente? Der Erfahrungsbericht einer Vermittlerin.
Deutschlands Finanzberaterbranche kommt in die Jahre. Mehr als zwei Drittel der Vermittler haben das 50. Lebensjahr überschritten und sind nicht mehr allzu weit entfernt vom Ruhestand, den fast drei Viertel im Alter von 60 bis 69 Jahren antreten möchten. Doch knapp die Hälfte hat noch keine konkrete Nachfolgeregelung geplant oder getroffen – obwohl jeder Dritte angibt, im Alter finanziell auf den Verkauf des Betriebes oder Bestands angewiesen zu sein, wie eine Studie der Maklerforen Leipzig und der Berufsakademie Dresden zeigt.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die Umfrage „Maklerbarometer 2021“ von Policen Direkt, einem Aufkäufer von Lebenspolicen sowie Maklerfirmen und -beständen. 74 Prozent der über 60-Jährigen haben demzufolge ihre Nachfolge noch nicht geregelt.
„Die Nachfolgewelle türmt sich immer weiter auf“, sagt Policen-Direkt-Geschäftsführer Philipp Kanschik.
Er erwartet, dass die Welle 2025 ihren Zenit erreicht. Immer mehr Makler favorisierten bei der
Nachfolge eine Kombination aus gemeinsamer Übergangsphase mit anschließendem Rentenmodell.
„Das ist finanziell am attraktivsten und schützt vor Bestandsabrieb beim Übergang“, meint Kanschik.
Die Redaktion machte die Probe aufs Exempel und fragte bei Silke Wilde nach, bis 2020 Inhaberin der Fokal Gesellschaft für Versorgungskonzepte im westfälischen Rheine. Die 56-Jährige entschied sich vor drei Jahren wegen einer ernsten Erkrankung, den Beruf aufzugeben. Ihre Erfahrungen bei der Suche nach einem Nachfolger und die Gründe für eine Maklerrente schildert sie im Interview am Ende des Beitrags.
Wilde wandelte ihre krankheitsbedingt geringe Bestandscourtage von 24.000 Euro pro Jahr in eine Rente gleicher Größenordnung um. „Ich hatte Glück, schon im zweiten Versuch an den passenden Käufer zu geraten“, sagt sie. Der neue Makler, die Policen Direkt Versicherungsvermittlung GmbH, bringt Wilde zufolge das Wichtigste mit: Know-how für die praktische Übertragung und die ernsthafte Absicht, die Bestände langfristig zu betreuen. Damit wähnt sie ihre alten Kunden auf der sicheren Seite – und sich selbst auch, denn: „Ich bekomme ja Geld nur für tatsächlich übertragene Verträge“, so die Ex-Maklerin.